Was Führungskräfte von der DFB-Niederlage gegen Mexiko lernen können

WM 2018

 

Von Bianca Fuhrmann

 

Das WM-Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft ging gehörig in die Hose. Langsam und blockiert wirkten die deutschen Spieler. Mexiko konterte schlau und machte hinten dicht. Ob Leroy Sané hier geholfen hätte? (1) Doch darum geht es heute nicht. Vielmehr möchte ich in diesem Beitrag Führungskräften zeigen, was sie von diesem Spiel über den „Lebenszyklus“ und der Motivation von Teams lernen können.

 

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WM 2018: Was Führungskräfte von der DFB-Niederlage gegen Mexiko lernen können (c) Bianca Fuhrmann

Im Juli werde ich eine Success-Story veröffentlichen, in der ein vom Organisationsberater Bruce Tuckman entwickeltes Modell vorgestellt wird, das die Entwicklungsphasen von Teams abbildet. Man nennt dieses Modell auch die „Team-Uhr“. Die Team-Uhr besteht aus fünf Phasen:

 

Die ersten beiden Phasen bestehen aus Orientierungsfindung und Rollenzuschreibung. Sie laufen noch recht chaotisch ab, da jeder im Team seinen Platz sucht – und es oftmals zu Konflikten kommt. Die dritte Phase besteht aus der Organisationsphase. Hier hat jeder seine Rolle im Team gefunden. Das Team hat Spielregeln entwickelt, an die es sich zu halten hat. Diese Phase läutet die vierte und produktivste Phase ein: die Produktivitätsphase.

 

Jetzt läuft das Team zu Höchstleistung auf, alle sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Das Team ist flexibel, performt stark und läuft fast von allein. Die Führungskraft muss nur selten feinjustieren. Es herrscht Aufbruchstimmung und ein allgemeines Start-Up-Gefühl. Wenn diese Phase endet, ist im Idealfall das Projektziel erreicht. Neue Aufgaben werden verteilt und die Uhr geht von vorne los.

 

Hat „Die Mannschaft“ den Zenit überschritten?

In meinem WM-Beitrag zu Leroy Sané schrieb ich, die deutsche Elf sei in der Produktivitätsphase. Nach der schwachen Vorstellung gegen Mexiko könnte aber folgendes passiert sein: Das Team ist zurück in die Organisationsphase gerutscht. Die Aufbruchstimmung verfliegt, Automatismen geraten ins Stocken, der nimmersatte Antrieb verschleißt.

 

Das konnte man beispielsweise an Sami Khedira sehen, der den Ball zu häufig im Angriff verlor. Oder an Thomas Müller und Toni Kroos, die als erfahren Spieler zu phlegmatisch auf dem Platz unterwegs waren. Ob das daran liegt, dass sie von zu vielen Trophäen gesättigt sind?

 

Auch ein Blick auf die letzten drei Spiele zeigt: Nach Produktivitätsphase sieht das nicht aus. 0.1 gegen Mexiko (am vergangenen Sonntag), 0:1 gegen Brasilien (27. März 2018), 1:2 gegen Österreich (02. Juni 2018). Ob die Niederlage gegen Mexiko ein Weckruf bedeutet, kommentierte Innenverteidiger Mats Hummels passend im Kicker:

 

„Ein Weckruf zu spät! Wir müssen jetzt zwei Spiele gewinnen, sonst war es das mit der WM. Wir hatten gegen Saudi-Arabien eigentlich den Weckruf. Ich verstehe nicht so ganz, warum wir es heute so gespielt haben, weil wir eigentlich schon einen Schuss vor den Bug bekommen hatten.“ (2)

 

Macht Joachim Löw Fehler?

Ein weiteres interessantes Indiz für Teamleiter, ist die Reaktion von Jogi Löw nach der Niederlage. Er sagte die für den nächsten Tag terminierte Pressekonferenz ab und schottet die Mannschaft somit vor Medien und Publikum ab. Das ist ein Schuldgeständnis und ein typisches Fehlverhalten von Führungskräften. Als Teamleiter sollte man eigentlich voll und ganz hinter seiner Mannschaft stehen. Also vor die Kamera treten und ansprechen, wo Fehler gemacht wurden und wie an einer Lösung gearbeitet wird.

 

Auch baute Löw schon vor dem Spiel negativen Druck auf die Mannschaft auf, indem er in der Welt sagte: „Wenn wir so viele kleine Fehler machen, sind wir nur eine durchschnittliche Mannschaft.“(3) Solche Aussagen bleiben hängen. Dem Team fällt es schwer, so etwas aus den Köpfen zu bekommen und wieder frei und mit mentaler Stärke aufblühen zu können.

 

Fazit

Führungskräfte sollten die Team-Uhr immer im Kopf haben und mögliche Frühwarnsignale daraus ableiten. Außerdem müssen Teamleiter immer hinter ihrem Team stehen – und sich im Zweifel auch vor das Team stellen. Sich einzuigeln zeugt von Schwäche und bedeutet ein indirektes Schuldgeständnis. Es bleibt – die Daumen zu drücken für Jogi Löw und sein Team.

 





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Bianca Fuhrmann

Diplom-Ingenieurin, Systemischer Business Coach (SHB), Buchautorin und Vortragsrednerin, ist seit über 20 Jahren als Expertin in der Führungskräfteentwicklung tätig.

Ihr neues Buch zum Thema trägt den Titel "Stark führen: Aktivierend, effizient und wirkungsvoll agieren".

ISBN 9783658166052 - STARK FÜHREN - von Bianca Fuhrmann - Springer Gabler Verlag