Spiel ist Spiel und Ernst ist Ernst. Oder? Doch warum sind wir im Spiel so konzentriert, teamfähig und orientieren uns an Regeln und montags morgens auf der Arbeit ist dann alles vergessen? Liegt das an den Menschen oder doch der Art und Weise, wie wir Arbeit gestalten? Einer der fiesesten Business Zombies ist der Aberglaube darüber, was Produktivität wirklich ausmacht.
Der Artikel gibt einen kleinen Einblick auf die großen Perspektiven die wir vom Spiel lernen können.
von Prof. Tim Bruysten
Arbeit und Spiel werden häufig als gegenteilig empfunden. Dies geschieht nicht nur völlig zu Unrecht, sondern ist vielmehr ein wirtschaftliches Risiko. Denn im Spiel funktionieren fünf Dinge besonders gut, die wir liebend gern auf Unternehmen übertragen würden.
Erstens: Regeln
Wer ein Spiel spielt, muss sich an dessen Regeln halten. Doch Spielregeln offenbaren uns das Erfolgsgeheimnis guter Regeln: Zwar geben sie einen klaren Rahmen vor, der klare Entscheidungen und Urteile erlaubt – trotzdem sind sie so gestaltet, dass jeder Spieler innerhalb dieser Regeln das Gefühl hat, dass es auf ihn selbst ankommt.
Zweitens: Fokus
Im Spiel sind wir hochkonzentriert. Wir sind wirklich bei der Sache, im Flow. Alle unsere Energie ist auf die Situation des Spiels ausgerichtet. Einer der wesentlichen Grundlagen dafür ist, dass wir ein Spiel als Ganzes erfassen können, dass Spielregeln allgemein und umfassend verständlich sind, sodass wir das Vertrauen haben, uns ins Details fallen lassen zu können.
Drittens: Übung
Insbesondere bei sportlichen Spielen fällt es auf: Wir trainieren für das Spiel. Wir wollen uns selbst verbessern. Mit anderen Worten: Wir sind bereit zu investieren. Das wertvollste, was wir haben: Unsere Zeit. Wichtigste Voraussetzung hierfür ist, unmittelbares und eindeutiges Feedback. Wir spüren die Übungsleistung unmittelbar und körperlich und die Wirkung ist direkt auf unsere eigene Übung zurückzuführen.
Viertens: Miteinander
Im Spiel ist es leicht, teamfähig zu sein. Selbst wenn es um den bitteren Ernst des
Leistungssports geht, kommt doch nur der Teamfähige in die Nationalmannschaft und im Capture-the-Flag Modus von Egoshootern ist Teamplay der entscheidende Erfolgsfaktor. Sichtbarkeit und Unmittelbarkeit des Zusammenhangs zwischen dem guten Miteinander und dem Erfolg sind hier wesentliche Schlüsselfaktoren.
Fünftens: Loyalität
Ob als Spieler oder Zuschauer, Menschen fühlen sich mit dem Spiel und seinen
Protagonisten verbunden; oft sogar weit mehr als das. Loyalität entsteht maßgeblich auch auf der Basis der ersten vier Werte.
Analyse
Was ist diese Kraft des Spiels? Und warum funktionieren dies fünf Werte häufig nicht im Rest der Welt? Zwei der wesentlichen Punkte seien hier aufgegriffen:
Belohnung funktioniert anders als oft gedacht
Boni, die an konkrete Aufgaben gebunden sind, funktionieren nur, wenn diese Aufgaben einfachster Natur sind und keine Kreativität erfordern. Schon bei geringem Anspruch an eine Aufgabe, senken Boni im Gegenteil sogar die Produktivität. Eine bestens untersuchte und immer wieder bestätigte Aussage. Doch das ist kein Plädoyer für niedrige Löhne, sondern eines für eine vertrauenserweckende Basis und eine allgemeine Beteiligung.
Funktionierende Belohnung orientiert sich vielmehr an anderen motivatorischen Faktoren, sie inspiriert, sie ist Teil eines regelmäßigen, nachvollziehbaren und fairen Feedbacks. Im Spiel ist Feedback unmittelbar: Die Kausalität zwischen Ursache und Wirkung, zwischen Torschuss und Jubel oder Fehlschuss und Buhrufen erschließt sich jedem Beteiligten sofort.
Das Zauberwort heißt: Selbstwirksamkeitserfahrung
Möchten wir Menschen nachhaltig motivieren, so erreicht leeres Zureden nichts. Doch der beste Inhalt, mit dem wir die Motivation füllen können, ist die Selbstwirksamkeitserfahrung. Im Spiel funktioniert dies perfekt: Innerhalb der Regeln entscheidet der Spieler, welche Figur er zieht, ob er Selbst aufs Tor schießt, oder abgibt. Und es ist unmittelbar sichtbar, ob seine Entscheidung erfolgreich war, oder nicht.
Doch der Gedanke muss noch einen Schritt weiter gedacht werden, um Selbstwirksamkeit zu verstehen: Da es die Entscheidung des Spielers war empfindet er seinen Anteil am Ergebnis ebenso unmittelbar. Es ist auch sein Ergebnis.
So entsteht Identifikation und damit auch Loyalität, die Bereitschaft selbst zu investieren, die gemeinsamen Regeln zu achten und das Bedürfnis sich in ein Team zu integrieren.
Ihr Prof. Tim Bruysten
Fotorechte Autorenporträt und Illustrationen: © Prof. Tim Bruysten
Prof. Tim Bruysten
Prof. Tim Bruysten
ist Professor und Fachbereichsleiter für Gamedesign an der MD.H –
Mediadesign University of Applied Science in Düsseldorf und Geschäftsführer der richtwert GmbH. Mit dieser steuert er Unternehmen durch zwei wesentliche Herausforderungen: Den technologischen und gesellschaftlichen Wandel. Seine Expertise ist die Kombination von Gametheory und Gamification. Ein perfektes Paar, welches die Entwicklung und Optimierung von Szenarien, Zielen und Strategien mit einer sprichwörtlich “spielend leichten” aber sehr erfolgreichen Methode zur Umsetzung verbindet. In seiner Freizeit finden Sie ihn mit seiner kleinen Tochter auf Abenteuerreise, dann Abends mit einem Glas trockenem Rotwein, französischem Käse und einer alten Jazzscheibe.
Prof. Tim Bruysten
MD.H Mediadesign University of Applied Science
richtwert GmbH
Präsentation zum Artikel
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von Bianca Fuhrmann
Über Bianca Fuhrmann
Bianca Fuhrmann, Diplom-Ingenieurin, systemischer Business Coach (SHB), Buchautorin und Vortragsrednerin, ist seit über 15 Jahren als Expertin in der Führungskräfteentwicklung und im Projekt-Krisenmanagement tätig.
Sie ist die Entwicklerin der Projekt-Voodoo®-Strategie für Führungskräfte und berät Unternehmen, wie diese Zombie-Projekte wiederbeleben können.
Ihr Buch zum Thema trägt den Titel „PROJEKT-VOODOO®.