Haben Sie schon mal von Wichtigtuer-, Kümmelspalter- und Flurfunk-Zombies gehört? Es kann auch Sie erwischen. Bereiten Sie sich vor und lüften Sie das Geheimnis.
von Silvia Ziolkowski
Gebrauchsanleitung für Zombie-Typen
Montagmorgen, Teamsitzung. Es geht um die Vermarktungsstrategie, die schon längst angeschoben sein sollte. Es ist 7.55 Uhr, Gabriele Genau ist schon da. Sie ist, wie für sie typisch, die Erste. Pünktlich um 8.00 Uhr und etwas gehetzt erscheinen die Chefin Wibke Wichtig und der Marketingverantwortliche Konrad Kreativ. Wie so oft fehlt Gerd Gemütlich. Ein wenig gestresst, aber fröhlich, erscheint er um 8.10 Uhr. „Tschuldigung, das Gespräch mit dem Maier hat etwas länger gedauert, war aber super wichtig.“
„Mensch Gemütlich, super wichtig ist unser Meeting hier und sonst gar nichts. Lassen Sie uns endlich starten.“ Blafft die Chefin ihn etwas gereizt an. Beleidigt und gar nicht mehr fröhlich setzt er sich. Gabriele Genau startet sofort mit ihren Recherche-Ergebnissen und meldet ihre Bedenken hinsichtlich der Höhe des Budgets an. Konrad Kreativ unterbricht sie. Redegewandt, wie er ist, dreht er all ihre Punkte ins Gegenteil um und gewinnt die Chefin für seine Sicht der Dinge.
„Aber die Argumente liegen doch auf dem Tisch…“, beginnt Frau Genau nochmal anzuheben. Kreativ wirft ihr Fantasielosigkeit vor. Gemütlich geht dazwischen und versucht, alle wieder etwas zu beruhigen …
Na, kennen Sie solche Situationen? Haben Sie schon erraten, welche Typen sich dahinter verbergen? Ob das Meeting ein Erfolg wird oder ergebnislos zu Ende geht hängt davon ab, ob sich die unterschiedlichen Ansichten befruchten oder ob sich jeder in seine Sicht der Dinge verbeißt.
Ist es Ihnen vielleicht sogar selbst schon mal passiert, dass Sie zum Zombie mutieren, weil Sie nicht verstehen können, wieso Ihr Gegenüber so uneinsichtig ist? Zu meiner täglichen Arbeit als Zukunftsentwicklerin gehört es, dafür in den Teams ein Gespür/eine Bewusstheit zu entwickeln.
Der Zombie in uns zeigt sich meist, wenn die Zusammenarbeit nicht klappen will, es recht stressig wird oder wir uns unter Druck fühlen. Dann wird die Haut dünn und wir gehen in den „Autopiloten“. Heißt, wir denken nicht mehr viel, sondern das Kommando übernimmt dann unser Reptiliengehirn. Und das befiehlt: Pass auf Dich auf, schütze Dich und geht in den Flucht- oder Angriffsmodus. Unser Zombie zeigt sich – manchmal in seiner reinsten Form:
Der Wichtigtuer-Zombie:
Ohne ihn geht gar nichts. Er steht gerne im Mittelpunkt, weiß selbstverständlich wo es lang geht und wenn man da nicht derselben Meinung ist, dann hat man leider Pech gehabt. Am besten geht man ihm aus dem Weg, wenn er mutiert; denn dann geht er leicht in die Luft und blafft die anderen an. Er wirkt in dem Zustand ziemlich gefühllos und ist alles andere als tolerant. Hat er eben noch diese Meinung vertreten, so ist er in der nächsten Minute ganz anderer Meinung. Seine Rechthaberei macht es unmöglich, mit ihm zu diskutieren.
Der Kümmelspalter-Zombie:
Neben ihm wird es schon mal kalt. Er wirkt steif und emotionslos und ist dabei oft wortkarg. Er glaubt erst mal gar nichts und hinterfragt solange, dass uns schon fast der Geduldsfaden reißt. Sogar vermeintliche Nebensächlichkeiten verfolgt er pedantisch und ist bekannt dafür, auch die dritte Stelle hinterm Komma 3x zu überprüfen. Klaren, pragmatischen Lösungen steht er in dem Zustand nicht aufgeschlossen gegenüber und will ganz auf Nummer sicher gehen. Er wirkt oft umständlich und mit seinem Hang zum Perfektionismus dauert alles sehr lange. Am besten lässt man ihn in Ruhe, da man eh nicht recht an ihn heran kommt.
Der Flurfunk-Zombie:
Er muss allen mitteilen, wie es ihm geht und hält die anderen von der Arbeit ab. Man findet ihn oft in der Kaffeeküche, wo er uns mit wichtiger Miene die neuesten Dinge anvertraut. Ihm ist schwer beizukommen, weil er es immer gut meint. Er wirkt oft überlastet und trägt die Sorgen der ganzen Firma auf seinen Schultern. Auf Veränderungen reagiert er stur und unflexibel. Er fährt gerne die Vermeidungsstrategie und schiebt die Arbeit weiter. Meist begleitet von Seufzern, weil alles viel zu viel ist. Er macht uns wahnsinnig, da er sich nicht entscheiden kann und schnell beleidigt ist. Ihm gibt man am besten kein Futter für Tratscherei, weil es sonst eh bald die ganze Firma weiß. Alles in bester Absicht, versteht sich.
Als welcher Zombie wollen Sie sich dieses Jahr verkleiden?
Versuchen Sie es ruhig mal mit Übertreibung; dann ist es relativ einfach, sich und den anderen Typus zu erkennen. Wenn Sie es dann schaffen, auf die Zwinkerebene zu gehen, und die Verkleidung zu lupfen, dann wissen Sie auch, wie Sie mit dem anderen umgehen können:
- Lassen Sie dem Wichtigtuer seine Freiheit. Er schätzt eine inspirierende Umgebung, die ihn herausfordert.
- Nehmen Sie den Kümmelspalter ernst. Er braucht Ordnung und liebt planerisches Vorgehen.
- Geben Sie dem Flurfunk-Zombie Sicherheit und das Gefühl, dass er gebraucht wird.
Entfernen Sie die Spinnweben
Wenn Sie zu Halloween allerdings so richtig schöne Monster haben wollen, dann interpretieren Sie munter drauf los. Fragen Sie Ihren Kollegen auf keinen Fall, wie er das gemeint hat, und geben Sie lieber keine Infos weiter. Sprechen Sie auch nicht positiv von Ihren Kollegen – das würde höchstens den Zombie vertreiben.
Keine Lust dazu? Dann versuchen Sie es anders herum und sprechen nur gut über Ihre Kollegen, auch wenn nicht alles bestens ist. Entfernen Sie die Spinnweben und werfen Sie einen Blick hinter die Fassade:
„Ja, Gabriele Genau ist für mich sehr anstrengend, aber ich schätze ihre Gründlichkeit und das ich mich 100% auf sie verlassen kann.“
„Ja, der Gemütlich ist ein Vielredner, aber für das Team ist er eine wichtige Anlaufstelle.“
„Ja, Konrad Kreativ ist ein Wichtigtuer, aber seine Ideen und sein Mut bringen uns nach vorne.“
Helfen tut uns dabei die Zwinkerebene von oben. Und die sagt: „Nimm Dich nicht so wichtig. Du weißt es, und der liebe Gott weiß es auch – einer von Deiner Sorte ist genug. :-) “
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Spinnweben entfernen!
Ihre Silvia Ziolkowski
die Zukunftsentwicklerin
Fotorechte Autorenporträt: © Silvia Ziolkowski
Illustrationen: © Bianca Fuhrmann
Visionäre inspirieren mit Bianca Fuhrmann von Silvia Ziolkowski
Silvia Ziolkowski
Silvia Ziolkowski
ist Zukunftsentwicklerin, Coach und Unternehmerin. Sie gilt als Expertin für Visionsentwicklung und nachhaltige Zukunftsgestaltung. Mit ihrem Future Zooming®-Ansatz hat sie ein Werkzeug geschaffen, um die eigenen Wünsche und beruflichen Visionen zu klären.
Sie ist Autorin, Herausgeberin der Podcastserie Visionäre inspirieren, lehrt an mehreren Akademien und engagiert sich als Mentor. Seit 2013 gehört sie dem Senat der Wirtschaft an.
Sie ist Mitautorin von:
"Die besten Ideen für erfolgreiche Führung", GABAL Verlag
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Die lange Business-Zombie-Woche
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von Bianca Fuhrmann
Über Bianca Fuhrmann
Bianca Fuhrmann, Diplom-Ingenieurin, systemischer Business Coach (SHB), Buchautorin und Vortragsrednerin, ist seit über 15 Jahren als Expertin in der Führungskräfteentwicklung und im Projekt-Krisenmanagement tätig.
Sie ist die Entwicklerin der Projekt-Voodoo®-Strategie für Führungskräfte und berät Unternehmen, wie diese Zombie-Projekte wiederbeleben können.
Ihr Buch zum Thema trägt den Titel „PROJEKT-VOODOO®.